Auf der Durchreise sah ich in einem Ort nahe Freiburg/Breisgau diesen alten und sehr gut erhaltenen Filmautomaten, der die Zeiten wohl nur deswegen überlebt hat, weil er in eine Haustür eingelassen ist. Der Warenautomat stammt aus den 1950er oder 60er Jahren und wurde von der Firma Telefonbau und Normalzeit AG (kurz Telenorma bzw. T&N) hergestellt. Er hat 4 Fächer für Roll- oder Kleinbildfilme, die je 2 DM (Deutsche Mark) bzw. unten links 3 DM kosteten. Das Geld musste in die Geldeinwürfe oberhalb der jeweiligen Fächer eingeworfen werden, danach konnte man unter dem Fenster eine Schublade mit dem Film herausziehen. Versetzt man sich in die damalige Zeit ohne Handy- und Digitalkameras, wo Kameras mit analogen Filmen mit bis zu 36 Fotos funktionierten, war der Automat eine nützliche Sache und ermöglichte rund um die Uhr Zugang zu Nachschub. Die Preisangaben auf den Geldeinwürfen sind in Email ausgeführt und vernietet, sodass Preisänderungen nicht so einfach umzusetzen waren.
Der Geldeinwurf weist ausdrücklich auf West-Geld hin, was ebenfalls die damalige Situation im kalten Krieg mit 2 deutschen Staaten in Erinnerung ruft, denn die DDR nannte ihre Währung bis Mitte der 1960er Jahre ebenfalls Deutsche Mark (danach nur noch Mark).
Die Filmmarke war mir bis dahin nicht bekannt und das Unternehmen produzierte ebenfalls Kameras. Es hatte eine lange Geschichte und entstand in den 1860er Jahren aus der Chemiefabrik der Familie Schleussner in Frankfurt/Main. Wann Produkte unter dem Namen ADOX auf den Markt kamen, ließ sich nicht feststellen, sie weckten jedoch in den 1960er Jahren das Interesse der amerikanischen Firma Du Pont. Sie übernahm die ADOX Fotowerke, die Familie Schleussner gab die Geschäftsführung 1964 ab. 1967 in Du Pont Fotowerke ADOX umbenannt, verlegte die Gesellschaft ihren Sitz 1968 nach Düsseldorf und wurde schließlich 1971 mit einem anderen Konzernunternehmen verschmolzen. Anscheinend wurde die Produktpalette bei der Übernahme durch Du Pont aufgespalten, sodass die Filmherstellung an eine jugoslawische Firma ging und die Sparte mit Röntgenfilmen beim ursprünglichen Unternehmen verblieb. Nach einer Insolvenz des jugoslawischen Unternehmens Anfang der 2000er Jahre, bestehen die ADOX Fotowerke mit anderen Inhabern fort und stellen weiterhin analoge Filme und Fotoprodukte her.
Fotografiert im Oktober 2023. Der genaue Standort wird bewusst nicht genannt.
Quellen: Handelsregister, www.adox.de, Stadtlexikon Wiesbaden.